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Wir helfen, zu verstehen

Jede Disziplin hat ihre Fachbegriffe - Rehabilitation und Medizin machen da bekanntlich keine Ausnahme. Problematisch wird das immer dann, wenn Patienten und Angehörige nicht wissen, wovon genau die Rede ist, sich von Ärzten und Therapeuten ausgegrenzt fühlen und deshalb nicht im wünschenswerten Maß an Planung und Gestaltung der Rehabilitation mitwirken können. Wir legen großen Wert darauf, Patienten und Angehörige in den Rehabilitationsprozess mit einzubeziehen. 

Dazu gehört für uns auch, dass wir die Bedeutung der Fachbegriffe, die wir auf unseren Seiten verwenden, erklären. Das kleine Reha-Wörterbuch, das Sie hier finden, soll dazu einen Beitrag leisten.

Affektive Störungen

Die Gesamtheit der Gefühle, Stimmungen und psychischen Befindlichkeiten eines Menschen wird als Affektivität bezeichnet. Die Behandlung von Störungen in diesem Bereich (z.B. Depressionen, Angststörungen etc.) ist ein wichtiges Arbeitsfeld der Psychotherapie.

Affolter-Konzept

Felicie Affolter, Schülerin des Entwicklungspsychologen Piaget, entwickelte ihr Konzept während ihrer jahrelangen Arbeit mit wahrnehmungsgestörten Patienten. Handlungsabläufe, die von Patienten mit Wahrnehmungsproblemen nicht ausführbar sind, werden gemeinsam mit dem Therapeuten ausgeführt. Dadurch werden alltägliche Handlungsabläufe wieder erfahren, begriffen, spürbar, vertrauter; selbstständiges Handeln wird möglich und ein Lernprozess beginnt. Durch diese geführten Interaktionserfahrungen werden motorische, kognitive und emotionale Leistungen gefördert. Das Affolter-Konzept wird auch "Geführte Interaktionstherapie" genannt. Diese Therapie ermöglicht es den Patienten, praktisch und alltagsbezogen zu lernen. Bei gestörter Wahrnehmung kann man durch gezieltes Führen an Händen und Körper während alltäglicher Geschehnissen zur Verbesserung der gespürten Informationssuche Beitragen. Führen bedeutet, dass eine andere Person (Therapeut, Angehörige, Pflegepersonal etc.) mit dem Körper des Patienten Handlungen so ausführt, dass gemeinsam Beziehungen zwischen Patient und Umwelt hergestellt werden.

Agraphie

Unter Agraphie (auch Dysgraphie) versteht man Schwierigkeiten mit dem Schreiben von Wörtern oder Texten. Agraphien entstehen oft in Folge von Hirnschädigungen und treten meist, aber nicht immer, gleichzeitig mit einer Aphasie auf. Viele Patienten mit Schlaganfall haben schon deshalb Schwierigkeiten mit dem Schreiben, weil sie eine Halbseitenlähmung haben. Ist die rechte Hand betroffen, ist das Schreiben motorisch oft mühsam oder unmöglich, so dass mit der linken Hand geschrieben werden muss. Jeder, der das einmal versucht, weiß, wie mühsam das ist und wie krakelig das Schriftbild mit der ungewohnten Hand aussieht. Es gibt verschiedene Formen von Agraphie, die nach bestimmten Störungsmustern auseinandergehalten werden und bis zur kompletten Unfähigkeit zu schreiben reichen können. Für die Behandlung von Agrafien ist die Sprachtherapie zuständig, die Therapie der feinmotorischen Voraussetzungen übernimmt die Ergotherapie.

Aktivitäten des täglichen Lebens

Kompetente Pflege orientiert sich an den Bedürfnissen des Menschen. Diese werden heute als "Aktivitäten des täglichen Lebens" zusammengefasst, abgekürzt ATL, oft auch ADL ("activities of daily living). Aktivitäten des täglichen Lebens sind: Kommunizieren, sich bewegen, vitale Funktionen des Lebens aufrechterhalten, sich pflegen, essen und trinken, ausscheiden, sich kleiden, ruhen und schlafen, sich beschäftigen, sich als Kind, Mann oder Frau fühlen, für eine sichere Umgebung sorgen, soziale Bereiche des Lebens sichern und mit existenziellen, lebensgeschichtlichen Erfahrungen des täglichen Lebens umgehen.
Wenn eine Pflegekraft sagt, ein Patient sei "selbstständig in allen ADLs", meint sie diese umfassende Dimension von Selbstständigkeit.

Alexie

Unter Alexie (oft wird auch die Bezeichnung Dyslexie gebraucht) versteht man Schwierigkeiten mit dem Lesen von Wörtern oder Texten und mit dem Verstehen des Geschriebenen, obwohl die Patienten keine Probleme mit den Augen haben. Alexien entstehen in Folge von Schädigungen von Hirnregionen, die für das Lesen wichtig sind. Sie sind oft, aber nicht immer, mit Aphasien verbunden. Es gibt viele verschiedene Formen von Alexie. Manche Patienten lesen Wörter, die so nicht da stehen (z.B. Sonne statt Mond); andere entziffern Buchstabe für Buchstabe und versuchen, das Wort mühsam zusammenzusetzen. Manchmal kann auch überhaupt nicht mehr gelesen werden.

Amadeo®

„100 Wiederholungen“, Herr S. lächelt zufrieden in den Monitor. „Nach der Arbeit an diesem Gerät fühlt sich meine Hand viel leichter an .“ Seit einem Schlaganfall kann der gelernte Koch und als selbstständiger Gastronom noch im Berufsleben stehende Patient seine linke Hand nicht mehr vollständig bewegen. 

Das System unterstützt die Therapie bei einem breiten Spektrum neurologisch oder orthopädisch bedingter Funktionsstörungen. Patienten mit ganz gelähmter Hand zum Beispiel profitieren vom passiven Modus, der alle Finger durchbewegt. Ist – wie bei Herrn S. - schon Motorik vorhanden, können Programme gewählt werden, die zusammen mit dem Therapeuten oder selbstständig durchgeführt werden. Dabei werden Kraft und Bewegung gemessen und jeder Finger kann einzeln beübt werden. Sehr konzentriertes Arbeiten und Wiederholungen bringen den Patienten an seine Belastungsgrenze, an der er am effektivsten lernen kann. Die Rückmeldung erfolgt unverzüglich am Bildschirm und sorgt direkt bei der Therapie für Ansporn. Da alle Messungen im zeitlichen Verlauf gespeichert und dargestellt werden, sind langfristige Aussagen zum Reha-Erfolg möglich, ein wichtiger Aspekt für Patienten, Ärzte und Krankenkassen. „Dass ich auch ganz kleine Fortschritte direkt am Bildschirm sehen kann, ist sehr motivierend für mich“, fasst Herr S. die Erfahrung vieler Patienten mit dem Gerät zusammen.

Angedickte Flüssigkeit

Manche Patienten können normale Getränke (noch) nicht trinken, weil deren Konsistenz (Beschaffenheit) zu flüssig ist. Ein Schluck Wasser kann dann zum Beispiel schlecht im Mund behalten und kontrolliert werden oder gerät schon in Rachen- und Kehlkopfbereich, bevor der Schluckreflex ausgelöst werden kann. Dann kann es zu Verschlucken kommen. Verschiedene Firmen bieten geschmacksneutrale Verdickungsmittel an, die in kalte oder warme Getränke eingerührt werden können (hervorragend eignen sich dafür kleine batteriebetriebene Milchaufschäumer). Kohlensäurehaltige Getränke können nicht angedickt werden. Je nach eingerührter Menge kann damit eine leichte Verdickung bis hin zu puddigartigen Konsistenzen erreicht werden, so dass der Genuß von Getränken trotz Schluckstörung möglich wird. Wie der Einsatz unterschiedlicher Kostformen bei fester Nahrung kann das Andicken von Flüssigkeiten eine Möglichkeit sein, Patienten gefahrfrei schlucken zu lassen. Unsere  Schlucktherapeuten setzen angedickte Flüssigkeiten in der Therapie ein (bis wieder normal getrunken werden kann), aber auch eine dauerhafte Flüssigkeitsaufnahme mit Hilfe von Andickungsmitteln kann manchmal notwendig sein.

Aphasie

Eine Aphasie ist eine Sprachstörung nach Schädigung von für das Sprachvermögen wichtigen Hirnarealen. Sie äußert sich in einer Beeinträchtigung oder sogar Aufhebung des sprachlichen Ausdrucksvermögens und des Sprachverständnisses. Aphasien sind Störungen des sprachlichen Wissens und seiner Verwendung. Betroffen sein können der Abruf von einzelnen Lauten, Wörtern und ganzen Sätzen, die Routine und Flexibilität im Umgang mit dem "Werkzeugkasten" Sprache und damit auch die Verarbeitungsgeschwindigkeit. Aphasie ist nichtverbunden mit einer Beeinträchtigung der nichtsprachlichen Intelligenz, des Weltwissens etc. Bei Aphasien ist sprachliches Wissen nicht gelöscht wie Daten von einer Festplatte, sondern – je nach Schwere der Aphasie - nicht oder nur schwer zugänglich. Für Sprachgesunde ist das nur schwer nachzuvollziehen, aber auch sie kennen sprachliche Zugriffsstörungen. Dann "liegt uns das Wort auf der Zunge", häufig wissen wir auch Anlaut, Silbenzahl oder Betonungsmuster, aber wir "kommen nicht drauf". Bei vielen Aphasien sind solche Zugriffsstörungen ein sehr viel häufigeres Symptom, das auch sehr alltägliche Wörter und Sätze betreffen kann.

Apraxien

Nach Hirnschädigungen treten oft Ausfälle beim Tastsinn, in der Wahrnehmung oder bei Bewegungen auf. Hierdurch sind viele Störungen des Bewegungs- und Handlungsablaufs erklärbar: Die Patienten nehmen bestimmte Dinge gar nicht wahr oder können bestimmte Bewegungen gar nicht ausführen, weil sie Lähmungen haben. 

Ganz anders bei Apraxie. Patienten mit Apraxie sind bei zielgerichteten und zweckmäßigen Handlungen oder Bewegungen beeinträchtigt, obwohl sie von ihrer Motorik dazu durchaus in der Lage wären. Deshalb können wir uns als Gesunde kaum vorstellen, wie es ist, eine Apraxie zu haben. 

Apraxien betreffen in der Regel beide Körperhälften und vor allem die Arme und die Hände. Aber auch Beine und Füße und selbst das Gesicht können betroffen sein. Mit ideomotorischer Apraxie wird eine gestörte Organisation von Einzelbewegungen und Bewegungsfolgen bezeichnet. Oft merkt man ideomotorische Apraxie einem Patienten nur in der Untersuchungssituation an. Nur bei schweren Apraxien zeigt sich diese Störung auch im Alltag. Patienten mit ideomotorischer Apraxie haben zum Beispiel Schwierigkeiten, eine gezeigte Bewegung (wie etwa die Hand hinter das Ohr zu legen) zu wiederholen. Stattdessen legen sie die Hand vielleicht an die Stirn, wiederholen eine schon vorher gezeigte Bewegung oder sind gänzlich ratlos. Patienten können auch oft mündlichen Aufforderungen, z.B. "Nehmen Sie das Glas" nicht nachkommen. 

Die therapeutischen Erfahrungen zeigen, dass bei diesen Patienten in der Regel auch das motorische Lernen und der Einsatz von Gesten in der Verständigung beeinträchtigt sind. 

Von ideatorischer Apraxie spricht man, wenn eine ganze Handlungsabfolge und der damit verbundene Umgang mit Objekten beeinträchtigt ist. Die ideatorische Apraxie stört deshalb fast immer auch den Alltag der Patienten. Ein Patient mit ideatorischer Apraxie kann z.B. beim Essen erhebliche Probleme haben, weil nicht das Getränk, sondern die Marmelade, der Senf oder irgend etwas anderes in die Tasse getan wird, das Brot nicht mit dem Messer bestrichen wird, sondern ein ungeeignetes Besteck hierfür in die Hand genommen wird. Auf unerfahrene Betrachter wirken solche Patienten häufig verwirrt. Das stimmt aber gar nicht. Viele Kranke bemerken ihre Defizite durchaus und sind ratlos und verzweifelt, weil sie oft bei den kleinsten Verrichtungen Hilfe brauchen. Therapeutische Hilfe, d. h. Anleitung und Führung von Bewegungen ist erforderlich. Experten in der Behandlung von Apraxien sind Ergotherapeuten. 

ARMEO

Das neuartige, in der Schweiz entwickelte High-Tech-Gerät übernimmt je nach Bedarf Gewicht des betroffenen Armes, so dass auch Patienten mit stark eingeschränkter Armfunktion aktiv und selbstständig Wiederholungsübungen absolvieren können. Ein Computer stellt dem Patienten alltagsorientierte dreidimensionale Aufgaben und visualisiert an einem Monitor die durchgeführten Bewegungen. Herr S. erhielt eine sofortige Rückmeldung über das Ergebnis seiner Übungen. Schnell stellten sich Fortschritte ein, auf die das Gerät mit abgestuften, immer komplexeren motorischen und kognitiven Anforderungen reagierte. „So wird der Patient weder über- noch unterfordert, Defizite können individuell zugeschnitten gezielt beübt werden. Die meisten Patienten sind für die Arbeit am „Armeo“ zudem sehr motiviert“.

Autogenes Training

Durch gezielt eingesetzte Konzentrationsübungen wird eine tiefe Entspannung erzielt, die es ermöglicht, Spannungen im Körper zu vermindern oder sogar abzubauen. Ziel der Übungen ist es, diese Entspannung auch im Alltag zu spüren, so dass auch der Umgang mit Stress erleichtert wird.

Basale Stimulation

Das Konzept der Basalen Stimulation wurde in der Heilpädagogik durch Andreas D. Fröhlich entwickelt und von Christel Bienstein auf die therapeutische Pflege übertragen. Es handelt sich um ein komplexes, vielschichtiges Konzept, das eine Fülle pflegetherapeutischer Möglichkeiten bietet, um Menschen mit veränderter Wahrnehmung unter Einbezug der Sinne zu begleiten.  

Ziele sind: die individuellen Ressourcen des Patienten zu Ressourcen zu finden, zu erkennen und zu erhalten, eine Weiterentwicklung möglich zu machen und auch bei schwer beeinträchtigten Menschen eine gemeinsame Ebene der Verständigung zu finden. 

Das Wort "basal" deutet an, dass es sich um elementare, grundlegende Angebote handelt, die in einfacher, vor allem voraussetzungsloser Form angeboten werden. "Stimulation" meint Anregung, Herausforderung für eine bessere eigene Entwicklung und Wahrnehmung. 

Die basale Stimulation begreift Pflege als wechselseitigen Lernprozess. Der Pflegende bietet dem Patienten Berührungen und Handlungen wie z.B. eine Umlagerung an und wartet nach dem ersten Impuls die Reaktionen des Patienten ab. Der Pflegende wird durch die Reaktionen des Patienten in seiner Aktivität angeleitet. Er muss bereit sein, den Patienten mit seinen Einschränkungen kennenzulernen und anzunehmen, er muss flexibel genug sein, um auf die Impulse des Patienten eingehen und die gemeinsame Aktivität kommunikativ gestalten zu können. Der Patient bestimmt dadurch die Pflege mit, erfährt, dass er beachtet und angenommen wird. 

Beatmung

Wenn die normale Atmung (Spontanatmung) eines Menschen nicht ausreicht oder nicht vorhanden ist, muss er künstlich beatmet werden. 

Bobath-Therapie

Das Bobath-Konzept wurde durch das Ehepaar Karel und Berta Bobath in den 1950er Jahren entwickelt. Es ist ein bewährtes, weltweit verbreitetes und vor allem interdisziplinär angewandtes Bewegungskonzept für Patienten mit Bewegungseinschränkungen ( z.B. durch eine zentrale Schädigung). Grundprinzipien sind die Förderung der Aktivierung des Patienten, die Verbesserung seiner Haltungskontrolle sowie der Körperwahrnehmung.
Ursprünglich kam das Konzept aus der Physiotherapie, kann aber heute von allen Berufsgruppen angewandt werden. Es gibt Bobathkurse für Physio- und Ergotherapeuten, für Logopäden, Pflegekräfte und für Ärzte. Somit ist ein gemeinsames Wissen und Handeln gewährleistet.
Die Behandlung nach dem Bobath-Konzept unterscheidet sich je nach Art und Schwere der Erkrankung, nach der Lebensphase des Patienten und seinen Zielen. 

In der Pflege umfasst das Konzept die Bereiche der Körperpflege, An- und Auskleiden, Nahrungsaufnahme, Ausscheidung, Kommunikation, Anpassung des Umfeldes (Positionwechsel im und außerhalb des Bettes), Mobilität und die soziale Integration. Im Vordergrund steht insbesondere die interaktive Zusammenarbeit von Pflege und Patient zur Aktivierung des Patienten sowie die Verhinderung von Sekundärschäden zum Erreichen bestmöglicher Selbständigkeit und Partizipation.

Botulinumtoxin

Was ist Botulinumtoxin?
Botulinumtoxine werden von dem Bakterium und Lebensmittelvergifter Clostridium botulinum gebildet. Insgesamt sind sieben Botulinumtoxin-Typen bekannt, die mit A bis G bezeichnet werden, wobei für die Therapie momentan nur das A- (Botox, Dysport) und B-Toxin (Neurobloc) zur Verfügung stehen. Allen Botulinumtoxin-Typen gemein ist die Wirkung, eine Hemmung der Nervenübertragung auf den Muskel (an der sogenannten motorischen Endplatte) hervorzurufen. 

Botulinumtoxin ist jedoch nicht einfach nur ein Gift, sondern es kann (natürlich in sehr kleinen Dosen im Bereich von Milliardstel Gramm!) auch als Medikament dienen. Erstmalig therapeutisch angewendet wurde Botulinumtoxin Typ A durch den Augenarzt Alan B. Scott im Jahre 1977. Die Wirkung der Behandlung mit Botulinumtoxin Typ A setzt im Mittel nach etwa einer Woche ein, die Wirkdauer beträgt – abhängig vom Ort der Injektion und der verwendeten Dosis – 3 - 6 Monate. Es ist daher wichtig, die Patienten darüber aufzuklären, dass nicht sofort nach der Behandlung mit einer Wirkung zu rechnen ist, und dass Folgebehandlungen erforderlich sein werden.
Heute wird Botulinumtoxin bei zahlreichen Bewegungsstörungen, z. B. Dystonien und Spastik seit vielen Jahren erfolgreich eingesetzt.

Mit welchen Nebenwirkungen muss gerechnet werden?

Bei fach- und sachgerechter Anwendung durch einen erfahrenen Arzt sind i. d. R. keine schwerwiegenden Nebenwirkungen der Behandlung zu erwarten. Risiken sind jedoch – abhängig vom Ort der Injektion und der verwendeten Dosis – vor allem überschießende Lähmungen (die nach einigen Wochen wieder verschwinden). Bei Anwendung am Auge können ein hängendes Lid sowie Doppelbilder und eine Austrocknung des Auges auftreten.
Bei Anwendung am Hals kann es darüber hinaus auch zu Schluckstörungen kommen.

Wo kann ich noch mehr Informationen bekommen?

Informationen erhalten Sie bei Ihrem Neurologen oder im Internet unter http://www.botulinumtoxin.de.

Brügger-Therapie

Die Brügger-Therapie ist nach ihrem Begründer, Dr. med. Alois Brügger,  benannt. Sie gehört  in zunehmendem Maße zum festen Bestandteil des physiotherapeutischen Angebotes und beschäftigt sich überwiegend mit dem aktiven Bewegungsapparat unseres Körpers, mit dem wir unseren Alltag im Beruf, in der Familie und in der Freizeit bewältigen und individuelle spezifische Aufgaben erfüllen. Diese immer wiederkehrenden Bewegungen sollen physiologisch, koordinativ und ökonomisch durchgeführt werden. 

Bei Überbeanspruchung der Strukturen (Muskeln, Bänder und Gelenke), z.B. beim Heben und Tragen von schweren Lasten, bei unphysiologischem Sitzen oder bei Fehlbelastung von Gelenken und der Wirbelsäule und bei übermäßiger Beanspruchung der Haltemuskulatur kann es zu Funktionsstörungen des Bewegungsapparates kommen. 

Diese Funktionsstörungen äußern sich oft in schmerzhaften Bewegungen oder sogar in Ruheschmerzen in bestimmten Körperabschnitten. Schmerz ist immer ein Warnsignal für einen drohenden oder sogar schon bestehenden Schaden, auf den der Körper mit Schonmechanismen reagiert. 

Diese Schonmechanismen zu erkennen und Rückschlüsse auf deren eigentliche Ursache zu finden, ist die therapeutische Grundlage der Brügger-Therapie. Daher muss eine erfolgreiche Therapie folgende Punkte beinhalten: 

  • Das Auffinden der primären Faktoren, die den Patienten Schmerzen verursachen
  • Erlernen aufrechter Körperhaltung bei der Arbeit im Alltag
  • Korrektur der Statik des gesamten Körpers
  • Lösen von Muskelverkürzungen infolge länger anhaltender Muskelarbeit
  • Lokale Behandlung (unter Zuhilfenahme von Wärme) von entstandenen sekundären Schädigungen und Ödemeinlagerungen im arthromuskulären System, die die aufrechte Körperhaltung behindern.

Dekubitus

Ein Dekubitus (Druckwundgeschwür) entsteht, wenn auf ein Gewebe zu lange Zeit Druck ausgeübt und dadurch die Durchblutung verhindert wird. Besonders gefährdet sind die Stellen des Körpers, die nicht durch Muskel- und Fettgewebe abgepolstert werden. Daher kommt es gehäuft am Hinterkopf, Schultern, Steißbeinbereich, Sitzbeinhöcker, Becken und Fersen zu Druckgeschwüren. Zunächst ist der betroffene Bereich gerötet bei noch intakter Haut. Diese Rötung kann sich zurückbilden, wenn diese Stelle konsequent druckentlastet wird. Ist dies nicht der Fall, tritt Gewebsflüssigkeit aus und es bilden sich Blasen. Es entsteht eine oberflächliche Wunde. Bei langanhaltenden, wiederkehrenden Belastungen werden auch tieferliegende Gewebeschichten zerstört. Die Wunde kann sich infizieren und zu lebensbedrohlichen Zuständen führen. 

Besonders gefährdet sind ältere, schwache oder gelähmte Menschen, denen die Kraft fehlt, sich selbst ausreichend zu bewegen. Eine zu geringe Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme, Inkontinenz, ein reduzierter Allgemeinzustand oder Infektionen begünstigen die Entstehung eines Druckgeschwürs.
Die wichtigste Maßnahme dagegen sind der regelmäßige Positionswechsel und das Freilagern der gefährdeten Stellen. Hierzu stehen uns eine Reihe von Lagerungsmitteln und Positionierungstechniken zur Verfügung. 

Dysarthrie

Dysarthrien (gr. "ungelenk"),  die manchmal auch Dysarthrophonien genannt werden, sind Störungen der Sprechmotorik aufgrund von Schwäche, Änderungen der Muskelspannung, Fehlkoordination oder Verlangsamung der beteiligten Muskulatur. Dabei können die Atmung beim Sprechen, die Artikulation, die Stimme oder die Sprachmelodie betroffen sein. Dysarthrien können nach dem Ort der Schädigung im Gehirn oder nach der Art der Bewegungsstörung eingeteilt werden (schlaff, spastisch, ataktisch etc.).  Eine Dysarthrie kann von leichten Bewegungsunschärfen beim Sprechen bis hin zur kompletten Unfähigkeit, sich sprachlich zu verständigen, reichen. 

In der Dysarthrie-Therapie soll der Patient lernen, seine Fähigkeiten optimal zu nutzen, das bewusst zu tun, was er vorher automatisch durchgeführt hat und sein eigenes Sprechen kritisch überwachen und kontrollieren können.

Dystonien

Was sind Dystonien?
Dystonien sind mit 33 Erkrankten (idiopathische Formen) pro 100.000 Einwohner insgesamt seltene Erkrankungen, die sich mit unwillkürlichen Bewegungen oder abnormen Gelenkstellungen und Haltungen präsentieren. Beispielsweise wird der Kopf unwillkürlich zu einer Seite gedreht, dann spricht man von einem Torticollis (Abb. rechts).

Auf den unerfahrenen Betrachter wirken Dystonien überaus bizarr und können leicht als psychogen verkannt werden. Jahrelange Odysseen der Patienten von Arzt zu Arzt sind leider keine Seltenheit; hilfesuchend wenden sich Betroffene an Hausärzte, Orthopäden, Chiropraktiker, Psychiater und Psychotherapeuten, ohne dass über lange Zeit die korrekte Diagnose gestellt wird.

Wann sollte eine Dystonie in Betracht gezogen werden? – Klinische Merkmale
Immer wenn ein Patient über lang anhaltende unwillkürliche Muskelkontraktionen berichtet, welche den Kopf, Extremitäten und/oder den Rumpf in abnorme Haltungen bringen („tonische Dystonie“), muss eine Dystonie erwogen werden. Auch immer wiederkehrende Kontraktionen, die zu dystonen Bewegungen führen („phasische Dystonie“), sollten zu dieser Diagnose Anlass geben. Charakteristisch – gerade beim dystonen Schiefhals (Torticollis) – ist eine „geste antagoniste“, d. h. die Patienten berichten über eine Besserung der Bewegungsstörung durch sensorische Tricks: Das Berühren einer Körperregion (z. B. der Kinnpartie) bessert die Symptome.
Es gibt aber auch sogenannte „aufgabenspezifische Dystonien“. Bei diesen Patienten treten dystone Bewegungen nur in Folge bestimmter Willkürbewegungen auf, z. B. beim Musizieren („Musikerkrampf“) oder Schreiben („Schreibkrampf“).

Wie können Dystonien behandelt werden?
Therapie der Wahl bei zahlreichen Dystonien stellt die Behandlung mit Botulinumtoxin Typ A (Dysport®, Botox®) oder B (Neurobloc®) dar. Dabei wird das Medikament in übermässig aktive Muskeln injiziert. Die Wirkung setzt erst nach etwa einer Woche ein und hält für etwa drei bis vier Monate an. Dann ist eine neue Behandlung erforderlich. Bei fachgerechter Anwendung sind nur geringe Nebenwirkungen und eine nahezu vollständige Beschwerdefreiheit zu erwarten. 

Wo kann ich noch mehr Informationen bekommen?
Informationen erhalten Sie bei Ihrem Neurologen oder im Internet unter https://www.dystonie.de.

EEG

Abkürzung für Elektroenzephalogramm (von griechisch encephalon "Gehirn" und graphein "schreiben"). Die Elektroenzephalographie ist ein 1924 von dem deutschen Neurologen Hans Berger begründetes Verfahren, bei dem die mit Elektroden vom menschlichen Schädel abgeleiteten und verstärkten elektrischen Spannungsschwankungen ("Hirnströme") aufgezeichnet werden. Damit sind für geschulte Mediziner Aussagen über den Funktionszustand des Gehirns möglich.

EKG

Die Elektrokardiographie ("Herzschrift") registriert die bei jedem Herzschlag auftretenden elektrischen Ströme des Herzmuskels und zeigt Rhythmusstörungen und Herzerkrankungen an. Das Verfahren ist schmerzlos, kommt ohne Eingriffe aus und kann überall eingesetzt werden. Es gibt verschiedene Formen des EKGs, wie Ruhe-, Langzeit- oder Belastungs-EKG.

Elektrotherapie

Bereits im 19. Jahrhundert wurde versucht, elektrischen Strom zu Heilzwecken zu verwenden ("galvanische Therapie" nach Luigi Galvani). Im 20. Jahrhundert wurde eine Reihe von Verfahren der Elektrotherapie entwickelt. Anwendung findet die Elektrotherapie heute unter anderem bei der Behandlung von Schmerzen, Störungen der Durchblutung, Erkrankungen des Bewegungsapparates, Lähmungen und Muskelschwäche. 

Bei der Behandlung werden Leitungsplättchen (Elektroden) direkt auf die Haut angebracht. Hinter der funktionellen Elektrostimulation bei Schlaganfall-Patienten steckt folgende Überlegung: Schlaganfall-Patienten können meist keine elektrische Aktivierung der Muskelgruppe der gelähmten Extremität (Arm und/oder Bein) erzeugen. Die elektrische Stimulation ist jedoch ein erster Schritt in der erneuten Schulung des zentralen Nervensystems, durch welche Teile des Gehirns aktiviert werden sollen. Indem der Patient selbst die elektrische Aktivität in den betroffenen Muskelgruppen zu steigern lernt, findet kognitives Training statt.

EMG

Abkürzung für Elektromyographie. Elektromyographie bezeichnet eine Untersuchungsmethode, mit der die elektrische Muskelaktivität gemessen wird. Manche Patienten klagen über taube oder kribbelnde Stellen an Armen und Beinen oder über nachlassende Muskelkraft. Der Arzt kann mit Hilfe des EMG klären, ob die Störung von einer Nervenverletzung (dann spricht man von Neuropathien) , einer Muskelerkrankung (dann spricht man von Myopathien) oder anderen Ursachen herrührt.

Endoskopie

Für Untersuchungen des Schluckens kann ein flexibler, sehr dünner Schlauch, der eine Miniatur-Optik und eine Lichtquelle enthält, durch die Nase eingeführt werden. Hiermit können die anatomischen Strukturen im Rachen in Ruhe, in Bewegung und vor und nach dem Schlucken beobachtet werden. Der Vorteil gegenüber anderen Methoden der bildgebenden Schluckdiagnostik ist, dass die Patienten keiner Strahlenbelastung ausgesetzt werden müssen und deshalb mit liegendem Endoskop die Beobachtung längerer Sequenzen, bis hin zu ganzen Mahlzeiten, möglich ist.

Engström, Rollstuhlanpassung nach Bernt Engström

Bengt Engström ist ein schwedischer Physiotherapeut, der durch seine  Seminare über das Sitzen in Rollstühlen und deren fachgerechte Anpassung international bekannt wurde. Er vermittelt die fundamentalen Prinzipien des Sitzens, insbesondere des Sitzens über lange Zeiträume und die ergonomische Anpassung von Rollstühlen. Der Rollstuhl als technisches Hilfsmittel soll die Aktivitäten des Rollstuhlbenutzers im Sitzen erleichtern und ein selbstständiges aktives Leben ermöglichen. Eine Analyse der Sitzposition soll die Fähigkeit unterstützen, optimal in einem Rollstuhl zu sitzen und sich gut und ergonomisch fortzubewegen.

Evozierte Potentiale

Evozierte Potentiale sind elektrische Aktivitäten des Gehirns als Antworten auf externe Reize. Die dabei auftretenden Spannungsunterschiede werden als Potential bezeichnet und können mittels Elektroden über Nerven- und Muskelzellen abgeleitet werden. Als "evozierte" (= "hervorgerufene") Potentiale werden solche bezeichnet, welche erst nach einer äußeren Anregung oder Reizung auftreten. Durch häufige Wiederholung der Reizung wird eine von zufälligen Veränderungen und Störungen bereinigte Kurve aufgezeichnet. Aus dieser Kurve werden die Höhe (Amplitude) und die Latenz (Zeit zwischen dem Reiz und dem Auftreten der Antwortpotentiale) bestimmt. Evozierte Potentiale werden bei der Funktionsbeurteilung von Nerven und Nervenbahnen gemessen. Veränderungen finden sich v. a. bei Entzündungen, Durchblutungsstörungen und mechanischen Schädigungen des Nervensystems.

Erworbene Schädigungen des Gehirns

sind (im Gegensatz zu angeborenen Schädigungen) solche, die durch eine Vielzahl von Ereignissen verursacht werden können. Dazu zählen:

  • Schlaganfall (Hirninfarkt, Hirnblutung)
  • Schädel-Hirn-Trauma
  • entzündliche Erkrankungen
  • Hirntumore
  • Sauerstoffmangelversorgung (Hypoxie)
  • degenerative Erkrankungen (z.B. Demenz)

Fahrradergometer

Die Vorzüge eines regelmäßigen Fahrradergometertrainings sind medizinisch unbestritten. Das Herz-Kreislauf-Risiko wird erheblich vermindert und die persönliche Leistungsfähigkeit in optimaler Weise erhöht - selbst bis ins hohe Alter. Das Fahrradergometertraining wird nach einer ärztlichen Untersuchung, bei der auch die Leistungsparameter wie individuelle Belastbarkeit, Zeit, Pulsfrequenz und Blutdruck entschieden werden, unter physiotherapeutischer Aufsicht durchgeführt. 

#Pulsgesteuerte, individuell eingestellte Leistungsparameter verhindern Überbelastungen der Patienten. Eine sukzessive Steigerung der Leistungsparameter (Watt und Zeit) trainiert das kardiopulmonale System.

Funktionelle Bewegungslehre

Die Funktionelle Bewegungslehre wurde von Dr. h. c. Susanne Klein-Vogelbach, Physiotherapeutin in Basel/CH entwickelt. Die FBL Klein-Vogelbach ist ein Verfahren der unmittelbaren Bewegungsbeobachtung und ihrer Auswertung für die Therapie. Das Leitbild ist das normale Bewegungsverhalten des gesunden Menschen. Kann dieses Ziel nicht erreicht werden, sucht der Therapeut den bestmöglichen Kompromiss. 

Die funktionelle Bewegungstherapie erfolgt durch Anwendung von Behandlungstechniken und/oder durch Instruktion von Modellübungen, welche an den Patienten angepasst und ständig aktualisiert werden. Klein-Vogelbach hat eine Vielzahl von therapeutischen Übungen entwickelt, mit deren Hilfe der Patient lernen kann, sein funktionelles Problem zu beheben und ein ökonomisches Bewegungsverhalten wiederzuerlangen. Dazu gehört selbstverständlich auch die Vermittlung von Alltagsbewegungen. Bekannt sind vor allem die Übungen mit dem Pezziball. Zu den Bewegungstechniken gehören die "hubfreie Mobilisation", die "widerlagernde Mobilisation der Gelenke" und die "mobilisierende Massage".

Funktionelle Dysphagietherapie nach Bartolomé

Die bekannte Dysphagietherapeutin Dr. Gudrun Bartolomé hat ein System schlucktherapeutischer Maßnahmen entwickelt. In der funktionellen Schlucktherapie (FST oder FDT) wird international zwischen restituierenden (wiederherstellenden), kompensatorischen (ersetzenden) und adaptativen (anpassenden) Maßnahmen unterschieden, mit denen die vorliegenden sensomotorischen Störungen behandelt werden können. Für die Behandlung ist in der Regel die Fähigkeit zur Mitarbeit des Patienten erforderlich (im Gegensatz zu FOTT).

Gehgarten

Mit tatkräftiger Unterstützung unseres Fördervereins konnte im weitläufigen Parkgelände der Klinik eine Gehschule angelegt werden. Verschiedene Untergründe wie Blockkies, Schotter oder Asphalt, kleinere Hindernisse und Treppenstufen ermöglichen ein alltagsbezogenes Gehtraining, bei dem unsere Patienten im Wortsinne Schritt für Schritt für die motorischen Anforderungen des Lebens zu Hause trainiert werden. 

Der Gehgarten trägt zum alltagsbezogenen Transfer der in der Physiotherapie beübten sensomotorischen  Leistungen bei.

Gefäßdiagnostik

Bildliche Darstellung der Arterien und Venen sowie des Fließverhaltens des Blutes bei Gefäßveränderungen wie Arteriosklerose, Arterienverengungen und -verkalkungen oder -entzündungen sowie weiteren krankhaften Veränderungen, Missbildungen etc. Untersuchung der Venen, insbesondere Suche nach Thrombosen, Venenklappenveränderungen etc.

Gleichstromstimulation

Bei der transkraniellen elektrischen Stimulation werden milde Ströme (0,5 – 2 mA) durch den Schädel/Kopf mittels relativ großflächiger Elektroden (35 cm²) geleitet. Diese Elektroden werden mit Hilfe eines elastischen Bandes am Kopf angebracht. Die Anode wird über dem Handfeld des Motorcortex der betroffenen Hemisphäre kontralateral zum gelähmten Arm / Hand, die Kathode wird oberhalb der Augenbraue der anderen Kopfhälfte platziert. Anschließend wird die Stromstärke langsam auf die notwendige Stärke hochgefahren. Die Gleichstromstimulation dauert 15 – 30 Minuten und kann vor einer Therapie-Einheit ohne Übungsaufgabe oder zusammen mit einer anspruchsvollen motorischen Übungsaufgabe, die auf den jeweiligen Patienten abgestimmt sein muss, durchgeführt werden. Repetitive Übungen, die für den Patienten eine Herausforderung bedeuten, scheinen besonders geeignet und effektiv zu sein. 

Sinnvoll ist diese Therapieform bei Patienten nach Schlaganfällen, bei denen zumindest minimal Willkürmotorik vorhanden ist. Die Therapie sollte so früh wie möglich begonnen und möglichst 1 mal am Tag durchgeführt werden. Insgesamt ist durch die Aktivierung ausgesuchter Gehirnabschnitte mit Gleichstrom ein schnelleres, effektiveres und nachhaltiges motorisches Lernen möglich.

Hemianopsie

Die linken und die rechten Netzhauthälften beider Augen sind mit dem Sehzentrum im Gehirn so verbunden, dass bei einer Schädigung hinter der Sehnervenkreuzung Sehausfälle im gegenüberliegenden Halbfeld auftreten. Bei einer linksseitigen Schädigung treten Ausfälle im rechten Gesichtsfeld auf und umgekehrt. Das bezeichnet man als Hemianopsie oder Halbseitenblindheit. Bei einer homonymen Hemianopsie ist die Form der Gesichtsfeldausfälle beider Augen im Wesentlichen gleich. Gesichtsfeldausfälle werden mit speziellen therapeutischen Methoden behandelt.

Hemiparese

Halbseitenlähmung. Bei einer Hirnschädigung ist häufig die der Schädigung gegenüberliegende Körperhälfte gelähmt. Die motorische Steuerung läuft nämlich über Kreuz: die rechte Hirnseite ist für die linke Körperseite zuständig und umgekehrt. Das Gehirn ist oft bemüht, die betroffene Körperseite dennoch einzusetzen und reagiert mit stark erhöhtem Muskeltonus, wobei z.B. der Arm an den Körper gezogen wird: Es entsteht eine spastische Lähmung. 

Herzultraschall

Bildliche Darstellung des Herzens mittels Ultraschallwellen. Der Herzultraschall wird eingesetzt bei Herzerkrankungen wie Herzklappenveränderungen, Herzmuskelentzündungen, Durchblutungsstörungen (Herzgefäßerkankung), nach Herzinfarkt und zum Erkennen einer Pumpfunktionsstörung.

Hydroelektrische Bäder

Die hydroelektrischen Teilbäder sind auch als Ein-, Zwei- oder Vierzellenbäder bekannt. Sie werden in speziell entwickelten Geräten durchgeführt, bei der die Leitfähigkeit des Wassers genutzt wird, um Armen oder Beinen galvanischen Strom (Gleichstrom mit gleichbleibender Intensität) zuzuführen. Das in den Zellenbädern eingefüllte Wasser stellt eine gut anliegende großflächige Elektrode dar, bei der keinerlei Verätzungsgefahr durch zu hohen Widerstand zwischen Elektrode und Körper besteht. Dadurch kann mit relativ hohen Stromstärken gearbeitet werden. Der oder die Arme und/oder Beine des zu Behandelnden ruhen dabei in getrennten Wasserbecken. Daneben gibt es auch hydroelektrische Vollbäder, die üblicherweise als Stangerbäder bezeichnet werden.

ICF-orientierte Patientenbesprechung

Nach dem neuen Gesundheitsbegriff der Weltgesundheitsorganisation soll dem Patienten als Therapieziel die „Teilhabe an Lebensbereichen“ ermöglicht werden. Statt der Beseitigung von Symptomen steht nun das Teilnehmen an einem möglichst selbstbestimmten Alltag im Vordergrund. Damit kommt der Aufgabe, angemessene Rehabilitationsziele zu finden, besondere Bedeutung zu. Dabei spielen neben dem gesetzlichen Auftrag (SGB IX §4 Abs. 2) die medizinische Prognose, Kontextfaktoren und die Erwartungen von Therapeuten, Angehörigen und Patienten eine Rolle. 

Da in der neurologischen Rehabilitation therapeutische, pflegerische und medizinische Interventionen koordiniert und abgestimmt werden müssen, geschieht die Formulierung, Dokumentation, Änderung und Ergänzung von Rehabilitationszielen im regelmäßigen Austausch des Rehabilitationsteams (Ärzte, Pflegende und Therapeuten). 

In der interdisziplinären Patientenbesprechung werden ein oder mehrere interdisziplinäre Rehabilitationsziele formuliert und dokumentiert.
Auf der Basis von fachspezifischen Zielen (z. B Ziele der Physiotherapie, Ergotherapie etc.) werden gemeinsam interdisziplinäre Rehabilitationsziele vereinbart, die die Basis der Rehabilitationsbehandlung bilden. Um überprüfbar zu sein, müssen die Zielleistungen konkret beschrieben und im Alltag beobachtbar und beurteilbar sein. Beobachtungs- und Beurteilungsrahmen ist daher der Stations- und Rehabilitationsalltag mit seinen ganz spezifischen Bedingungen. 

Die gemeinsam formulierten interdisziplinären Rehabilitationsziele gehen in den Arbeitsauftrag aller Beteiligten ein. Ihre Erarbeitung ist ein notwendiger Bestandteil der Rehabilitations- und Therapieplanung. 

Beziehen sich langfristige Ziele, die Patientenperspektive und Kontextfaktoren berücksichtigen, meist auf die Zeit nach der Entlassung und auf die angestrebte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, so werden kurzfristige Ziele im Rahmen des Rehabilitationsplans, die im Zeitraum von einer Woche – der Zeitspanne zwischen zwei ICF-orientierten Patientenbesprechungen – erreicht werden sollen, meist auf der Ebene der Körperfunktionen und Aktivitäten festgelegt und stellen die Basis zum Erreichen der Partizipationsziele dar (vgl. Müller & Glässel 2008). 

Die mit der Entlassplanung verknüpften Rehabilitationsziele der Pflegeüberleitung beziehen sich in aller Regel auf die häusliche oder stationäre Weiterversorgung des Patienten. Das Ziel wird in Absprache mit dem Patienten, den Angehörigen und dem Betreuer angesichts des Pflegezustands des Patienten getroffen; eventuell ergänzt oder der Gesamtsituation entsprechend angepasst.

Informationsnachmittag der Sprachtherapie

Veranstaltungen, auf der die Abteilung Sprachtherapie über Sprach- und Sprechstörungen informiert und für Fragen zur Verfügung steht. Wir wollen Ihnen einen Einblick in unsere therapeutischen Möglichkeiten und Arbeitsweisen geben und mit Ihnen ins Gespräch kommen. Warum? Die Folgen neurologischer Erkrankungen (Lähmungen, Sprach- und Sprechstörungen usw.) führen zu einschneidenden Veränderungen sowohl im Alltagsleben der Betroffenen selbst als auch im Leben ihrer Angehörigen und Freunde. Rehabilitation zielt darauf ab, den Betroffenen die Rückkehr in die gewohnte Umgebung, den häuslichen Lebenszusammenhang, die Familie oder den Beruf zu ermöglichen. Dies ist häufig ein langwieriger und schwieriger Prozess. Uns, den Therapeuten und Therapeutinnen der Abteilung Sprachtherapie, ist sehr daran gelegen, während dieser Zeit mit Ihnen zusammenzuarbeiten. Dabei wollen wir Ihnen die Möglichkeiten zeigen, wie Sie am Rehabilitationsprozess teilnehmen können und Sie bitten, uns bei unseren Bemühungen zu unterstützen. Zu den Informationsnachmittagen werden Sie von uns schriftlich eingeladen.

Johnstone, Neurotherapie nach Johnstone

Begründerin dieses Behandlungsansatzes ist die Schottin Margaret Johnstone (1919 - 2006), Krankenschwester und Physiotherapeutin, die ursprünglich im Bereich der Kinderorthopädie arbeitete und dort Techniken entwickelte, die sie später auf die Arbeit mit hirnverletzten Patienten übertrug. Die nach ihr benannte Technik will physiologische Bewegungsmuster anbahnen und erleichtern. Eingesetzt werden präzise manuelle Führung durch den Therapeuten und luftgepolsterte Schienen, deren Druck Spannungen in den Armen oder Beinen lösen soll. Der Therapieansatz wird auch bei spastischen Bewegungsstörungen eingesetzt.

Klinische Linguisten (BKL) und Sprachheilpädagogen

Klinische Linguisten (BKL) und Sprachheilpädagogen sind Sprachtherapeuten mit akademischer Ausbildung. Der Klinische Linguist (BKL) oder der Sprachheilpädagoge ist im medizinischen Bereich Spezialist für die linguistische und phonetische Analyse pathologischer sprachlicher Strukturen und Prozesse sowie deren Therapie, insbesondere die Diagnose und Therapie von zentralorganisch bedingten Sprach-, Sprech- und Stimmstörungen (Aphasien, Sprechapraxien, Dysarthrophonien) und Sprachentwicklungsstörungen bzw. -verzögerungen. Klinische Linguisten (BKL) und Sprachheilpädagogen sind in Forschung und Lehre bei der Entwicklung und Evaluation von Diagnoseverfahren (z.B. von Aphasietests), der Entwicklung linguistisch und phonetisch fundierter Therapiekonzepte und -verfahren und der Grundlagenforschung im Rahmen interdisziplinärer Projekte tätig.

Kognition

Kognition ist ein Sammelbegriff, der alle höheren Hirnleistungen des Menschen umfasst, vor allem die Bereiche Denken, Wahrnehmung und Intelligenz. Der Begriff "kognitiv" nimmt auf diese sehr umfassende Bedeutung Bezug. Um sie untersuchen zu können, werden kognitive Leistungen in kleinere Teilleistungen wie beispielsweise Vorstellen, Lernen oder Planen zerlegt. 

Kontraktur

Bei einer länger dauernden Ruhigstellung eines Gelenkes kann es zu einer Schrumpfung der Gelenkkapsel, Muskeln, Sehnen und Bänder kommen. Daraus kann eine irreversible Fehlstellung und Bewegungseinschränkung resultieren. Um dies zu verhindern, werden die Gelenke regelmäßig passiv durchbewegt oder es erfolgt zum Teil auch eine Schienenversorgung.

Medikamentenkopfschmerz

Eine relativ große Anzahl von Kopfschmerzpatienten (ca. 5-10 %) entwickelt aufgrund häufiger Einnahme von Schmerz- und/oder Migränemitteln (an mehr als ca. 10 Tagen im Monat) einen sogenannten medikamenteninduzierten Dauerkopfschmerz. Dieser Kopfschmerz ist durch einen dumpf-drückenden Dauerkopfschmerz charakterisiert, der morgens bereits beim Erwachen vorhanden ist und den ganzen Tag anhält. Der Schmerz nimmt bei körperlicher Belastung zu. Begleiterscheinungen wie Übelkeit und Erbrechen finden sich seltener und sind geringer ausgeprägt als bei der Migräne. Häufig wird dieser Kopfschmerz von den Betroffenen für eine Verschlimmerung ihrer eigentlichen Kopfschmerzen gehalten. Entsprechend wird mit weiterer Medikamenteneinnahme darauf reagiert, so dass sich in der Folge ein Teufelskreis von Kopfschmerz, vermehrter Medikamenteneinnahme und vermehrtem Kopfschmerz entwickelt. Ein medikamenteninduzierter Dauerkopfschmerz kann sich bereits nach 4 Wochen erhöhter Medikamenteneinnahme entwickeln. Häufiger ist allerdings eine Entwicklung über eine längere Zeit. 

Einzig sinnvolle Therapie des medikamenteninduzierten Dauerkopfschmerzes ist die Einhaltung einer ca. 10-14-tägigen Medikamentenpause. Während dieser Zeitspanne sollen die gewohnten Schmerzmedikamente nicht eingenommen werden. Bei Bedarf kann aber eine Unterstützung mit speziell dafür geeigneten Schmerzmitteln erfolgen.

Langzeit-Blutdruckmessung

Kontinuierliche Messung des Blutdrucks über 24 Stunden zur Erfassung eines möglichen Bluthochdrucks, insbesondere auch in der Nacht, der sich in einzelnen Messungen während des Tages nicht zeigt oder zur Therapiekontrolle einer behandelten Bluthochdruckerkrankung.

Laufbandtraining

Seit Jahrzehnten werden zur Behandlung von neurologisch bedingten Gangstörungen Laufbänder eingesetzt. Die Patienten werden bei diesem Laufbandtraining mit einem Fallschirmgurt passiv gesichert. Damit ist eine komplette oder eine partielle Entlastung des Körpergewichtes möglich. Die Schritte werden reflektorisch durch die Bewegung des Laufbandes ausgelöst, wobei die Schrittfrequenz durch die Geschwindigkeit des Laufbandes bestimmt ist. Aufgabe der Therapeuten ist es, bei ungenügender Kraftentwicklung die Fußbewegungen bzw. Beinbewegung zu unterstützen und gegebenenfalls den Fußaufsatz zu korrigieren. 

In Ergänzung zu konventionellen Therapien verwenden wir seit 1995 in der Behandlung von Gangstörungen (u. a. bei Patienten mit Hemiparese nach Schlaganfall) das Laufbandtraining, welches den Erfolg des Gangtrainings deutlich verbessert. Bei schwer betroffenen Patienten, die nicht selbständig gehen können, wird initial ein Laufbandtraining mit Gewichtsentlastung empfohlen. Die Gewichtsentlastung sollte allerdings so rasch wie möglich reduziert werden.
Das Gehen von Patienten mit Hemiparese ist deutlich langsamer als das Gehen gesunder Personen. Wer schneller gehen kann, besitzt außerdem ein größeres Verhaltensrepertoire im Alltag (z. B kann mit sog. funktionellen Gehgeschwindigkeiten von 4,0-5,4 km/h eine Straße mit Ampelanlage in einer Großstadt sicher überquert werden). Überträgt man den Grundsatz "Man lernt, was man übt" auf die Gehgeschwindigkeit, bedeutet dies für die Rehabilitation von Patienten mit hemiparetischen Gangstörungen nichts anderes als "Wer schneller gehen will, muss auch üben, schnell zu gehen." 

Theoretischer Hintergrund des Laufbandtrainings ist die bei querschnittsgelähmten Patienten gewonnene Erkenntnis, dass auch im Rückenmark bestimmte neuronale Strukturen in der Lage sind, koordiniert die zum Gehen notwendigen Muskeln zu aktivieren, d. h. dass Gehen auch über Rückenmarksstrukturen möglich ist und nicht, wie bisher angenommen, ausschließlich über kortikale Strukturen.

Logopäden

Logopäden sind in enger Zusammenarbeit mit Ärzten oder auf deren Verordnung hin tätig. Sie untersuchen und behandeln Störungen der Sprachentwicklung, Stimm-, Sprach- und Sprechstörungen und Störungen des Redeflusses wie Stottern und Poltern. Sie beraten auch Patienten und deren Angehörige. Die Ausbildung zum Logopäden geschieht an Berufsfachschulen, dauert in Vollzeit 3 Jahre und kann mit Realschulabschluss oder mit Hauptschulabschluss und einer abgeschlossenen mindestens zweijährigen Berufsausbildung begonnen werden.

Magnetstimulation

Bei der Magnetstimulation wird das Gehirn von außen mit Magneten gereizt. Abhängig von Abständen, Frequenz, Dauer und Stärke der Reize werden sowohl aktivierende als auch hemmende Wirkungen ausgelöst. Hierdurch wird der Hirnstoffwechsel und die Hirndurchblutung beeinflusst, wie sich mittels bildgebender Verfahren nachweisen lässt.

Manuelle Lymphdrainage

Therapieform, die überwiegend zur Ödembehandlung eingesetzt wird. Lymphdrainage wird häufig in Verbindung mit Kompressionsverbänden verabreicht und dann als KPE (komplexe physikalische Entstauungstherapie) bezeichnet. Mit Hilfe der Lymphgefäße wird Wasser aus dem Gewebe abtransportiert und in die Blutgefäße zurückgebracht. Wenn das Lymphsystem in seiner Funktion gestört ist, staut sich das Körperwasser im Gewebe und es kommt zu Schwellungen (Ödemen). Das Therapiekonzept der Lymphdrainage hat zum Ziel, das gestörte Gleichgewicht zwischen der Menge von Gewebewasser und der Leistungsfähigkeit der Lymphbahnen wiederherzustellen. Gleichzeitig soll das Immunsystem angeregt werden.

Manuelle Therapie

Die Manuelle Therapie umfasst spezielle diagnostische und therapeutische Verfahren, die der Erkennung und Behandlung von reversiblen Funktionsstörungen am Bewegungsapparat dienen. Mit speziellen Handgrifftechniken werden Bewegungsstörungen im Bereich der Arm- und Beingelenke oder der Wirbelsäule diagnostiziert. Dieser Befund dient als Grundlage für die Therapie. Manuelle Therapie wird sowohl zur Schmerzlinderung als auch gegen Bewegungseinschränkungen eingesetzt. Mittels therapeutischer Handgriffe werden Gelenke ziehend oder schiebend mobilisiert, um Druck zu mindern, Gelenke zu entlasten und verloren gegangene Beweglichkeit wieder herzustellen. 

Medizinische Trainingstherapie

Die Medizinische Trainingstherapie ist eine Therapieform, die  mit Geräten arbeitet, die man zum Teil auch aus Fitnessstudios kennt.  Der norwegische Physiotherapeut Rolf Gustavsen und die deutsche Krankengymnastin und Fachlehrerin Renate Streeck haben diesen therapeutischen Ansatz maßgeblich weiterentwickelt. Die Übungen werden sowohl in der Rehabilitation als auch in der Prophylaxe eingesetzt.

MOTOmed

Tägliche Bewegung ist so wichtig wie Essen und Trinken! Dies gilt insbesondere für Menschen mit Bewegungseinschränkungen aufgrund bestehender Grunderkrankung, wie z.B. nach Schlaganfällen, bei Multipler Sklerose (MS), Querschnittlähmung oder anderen Krankheiten. Hier kann fehlende Bewegung die Hauptursache einer ganzen Reihe von weiteren Folgeerkrankungen sein, wie zum Beispiel schmerzhafte Muskelverkrampfungen (Spastik), kalte Füße aufgrund von Durchblutungsstörungen, Gelenkversteifungen, Blasen- und Darminfektionen, Abführprobleme, Stoffwechsel- und Kreislaufstörungen und Abbau der Muskulatur. 

In diesen Fällen haben sich die motorbetriebenen Bewegungstrainer MOTOmed weltweit bei vielen Tausend Rollstuhlfahrern und Bewegungsbehinderten zu Hause und in Einrichtungen seit über 15 Jahren ausgezeichnet bewährt.

Neglect

Unter dem Oberbegriff Neglect werden verschiedene Arten von Vernachlässigung einer Raum- und/oder Körperhälfte zusammengefasst, ohne dass eine Lähmung oder Wahrnehmungsstörung vorliegt. 

Ein Neglectpatient kann die Aufmerksamkeit nicht oder nur mühsam auf die betroffene Raum- oder Körperseite richten. Patienten mit ausgeprägtem Neglect verhalten sich so, als sei die gesamte betroffene Körperseite und der entsprechende Raum für sie nicht vorhanden. So essen viele Patienten mit Neglect nur die eine Hälfte des Tellers leer, was sich auf der anderen Seite befindet, bleibt liegen; andere übersehen beim Rollstuhlfahren immer die betroffene Seite und fahren dort gegen Wände oder Gegenstände, der Pullover wird nur halb angezogen, der betroffene Arm wird nicht beachtet. Der Neglect kann hauptsächlich eine Modalität betreffen (z.B. den visuellen, akustischen oder sensomotorischen Bereich) oder in mehreren Modalitäten zugleich vorkommen. Ein Neglect tritt fast immer gleichzeitig mit einer meist ausgeprägten Hemipareseauf. Neglectphänomene treten verschieden stark ausgeprägt auf.

Nervensystem

Gehirn und Rückenmark bilden das Zentrale Nervensystem (ZNS). Es steuert und koordiniert unser Verhalten und viele Körperfunktionen. Das zentrale Nervensystem beinhaltet auch die höheren Funktionen, die den Menschen auszeichnen: das Bewusstsein von sich selbst und der Umwelt. Das ZNS ist durch Knochen, Hirnhäute und Gehirnwasser (Liquor) geschützt. Zur Steuerung der Körperfunktionen verlassen Nervenbahnen das ZNS über sogenannte Hirnnerven (insgesamt 12) und Rückenmarksnerven. Die Hirnnerven sind unter anderem für die Information über Sinneseindrücke, die Steuerung der Augenbewegungen und der Gesichtsmuskeln zuständig. Die Rückenmarksnerven verlassen das Rückenmark zwischen den Wirbeln und steuern die übrigen Körperfunktionen. Hirnnerven und Rückenmarksnerven bilden zusammen das periphere Nervensystem (PNS).

NLG

Abkürzung für Nervenleitgeschwindigkeit. Sie gibt Hinweise auf motorische oder sensible Leitungsstörungen in einem peripheren Nerv.

Orofaziale Regulationstherapie nach Castillo Morales

Die Orofaziale Regulationstherapie wurde von dem argentinischen Rehabilitationsmediziner Dr. Rodolfo Castillo Morales entwickelt. Der Ansatz wurde konzipiert für Patienten mit sensomotorischen Störungen im Bereich des Gesichtes, Mundes und Rachens, besonders für die Behandlung von Saug-, Kau-, Schluck- und Sprechstörungen.

Osteopathie

Die Osteopathie ist eine Therapieform, die vor 130 Jahren von dem amerikanischen Mediziner Andrew Taylor Still entwickelt wurde. Osteopathie meint eine ganzheitliche Heilmethode, in der der Therapeut sowohl mit den Händen diagnostiziert als auch therapiert. Der Mensch wird als Einheit gesehen, in der Funktionen und Strukturen in enger Wechselbeziehung stehen. Wenn Muskeln, Gelenke und innere Organe in einem physiologischen Gleichgewicht stehen, ist der Mensch gesund. Der osteopatisch ausgebildete Therapeut ertastet und löst manuell Blockaden in diesem System.

PABLO® - System

Das Pablo-System, welches in der Ergotherapie zur Rehabilitation von Arm und Hand eingesetzt wird, umfasst drei verschiedene Einheiten (Multiball, Multiboard (s. Bild) und Sensorgriff) und macht eine vielseitige Therapie möglich. Eingebaute Sensoren messen Bewegung und Kraft und setzten diese auf dem Computerbildschirm um. Falls der Patient noch wenig aktive Leistungen in der Hand hat, ist von Vorteil, dass auch Bewegungen des Oberkörpers und körpernahe Schulterbewegungen zum Einsatz gebracht werden können und später erst feine Kraftdosierungen der Finger in den Vordergrund rücken. Das Gerät kann wahlweise im Sitzen oder Stehen benutzt werden. Der Therapeut hat den Vorteil, individuell gewählte Bewegungen zu bestimmen und je nach vorhandener Leistungsgrenze anpassen zu können. Vorab können Bewegungs- und Kraftausmaß gemessen und gespeichert werden, was die Dokumentation bereichert und auch dem Patienten eine objektive Rückmeldung über seine Fortschritte gibt. 

Bei kurzweiligen Aufgaben, die Bewegung, Kraft, Reaktionsvermögen, räumliche Leistungen als wahlweise den Umgang mit Zahlen und Wörtern verlangen, wird der Patient durch einen externen Fokus spielerisch und aktivitätsnah gefördert. Der Schwierigkeitsgrad kann dabei angepasst werden um anschließend in „echte“ Alltagshandlungen integriert zu werden. 

Paresen

Nach neurologischen Erkrankungen kommt es häufig zu Lähmungen, die in der Regel nur eine Körperseite betreffen, und zwar deshalb, weil eine Gehirnhälfte die jeweils gegenüberliegende (kontralaterale) Körperseite steuert. Man spricht auch von Halbseitenlähmung. Gebräuchlich sind die Ausdrücke

  • Hemiparese: die nicht ganz vollständige Lähmung einer Körperhälfte
  • Hemiplegie: die vollständige Lähmung einer Körperhälfte.

Parkinsonsche Erkrankung

Was ist die Parkinsonsche Erkrankung?
Die Parkinson-Krankheit ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen. Die häufigsten Beschwerden dabei sind: eine Verlangsamung aller Bewegungsabläufe (Akinese), erhöhte Muskelspannung oder -steifheit (Rigor) und Zittern (Tremor). Oft treten auch Gleichgewichtsprobleme und psychische Störungen auf.

In Deutschland leiden bis zu 250.000 Menschen unter der Parkinson-Krankheit, jährlich erkranken allein in Deutschland rund 15.000 Menschen neu. Die Krankheit beginnt oft schon zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr. Die Krankheit entsteht durch das Absterben von Nervenzellen in einem Bereich des Gehirns, der sich Substantia nigra oder schwarze Substanz nennt und Zellen enthält, die den Botenstoff Dopamin herstellen. Kommt es zu einer verminderten Produktion von Dopamin, treten die oben beschriebenen Symptome auf.

Die Bezeichnung Parkinson-Krankheit geht auf den Londoner Arzt James Parkinson zurück, der 1817 diese Symptome erstmals als ein Krankheitsbild erkannte. Er bezeichnete diese Krankheit damals als „Schüttellähmung“ (shaking palsy).

Wie kann die Parkinsonsche Erkrankung behandelt werden?
Die Behandlung der Parkinsonschen Krankheit erfolgt durch bestimmte Medikamente (z. B. L-Dopa), die den Mangel an dem Nervenüberträgerstoff Dopamin ausgleichen sollen. In späteren Stadien der Erkrankung können heute auch operative Verfahren am Gehirn angewandt werden.

Wo kann ich noch mehr Informationen bekommen?

Informationen erhalten Sie bei Ihrem Neurologen oder im Internet unter http://www.parkinson-gesellschaft.de.

PEG / PEJ

PEG und PEJ sind Methoden der künstlichen Ernährung mittels Sondennahrung. PEG heißt  "Perkutane endoskopisch kontrollierte Gastrostomie", PEJ "Perkutane endoskopisch kontrollierte Jejunostomie". Gemeint damit ist, dass die Sonden entweder im Magen (Gastrum) oder im Darm, z.B. im Dünndarm (Jejunum) enden können.

Perfetti-Konzept

Bei der Behandlung von neurologischen Störungen und Halbseitenlähmungen (Hemiplegie) wird häufig die Perfetti-Methode, die der italienische Psychiater Carl Perfetti begründet hat, eingesetzt. 

Nach Perfetti ist eine Rehabilitation nichts anderes als ein Lernprozess unter erschwerten Bedingungen. Die Bewegungsfähigkeit muss in Verbindung mit kognitiven (geistigen) Prozessen gesehen werden. Grundsätzliches Ziel ist die Reorganisation des geschädigten Systems, die zuerst im Gehirn stattfindet und letztlich zu einer Veränderung im Bereich der Muskelaktivität führen soll. 

Daher wird versucht, bewusst zu machen, wie einzelne Bewegungsabläufe zusammengesetzt sind und umgesetzt werden. Viele Übungen werden mit geschlossenen Augen durchgeführt, wodurch Tastsinn und Tiefenwahrnehmung angeregt werden. Diese spielen bei der Organisation von Bewegungen eine sehr wichtige Rolle. Hierbei verändert der Therapeut beispielsweise die Körperlage des Patienten, der mit geschlossenen Augen wahrnehmen soll, was der Therapeut getan hat. Andere Übungen nach Perfetti beinhalten das Erkennen von Materialien oder Figuren mit geschlossenen Augen.

Phasenmodell der Neurologischen Rehabilitation

Anbieter von Rehabilitationsmaßnahmen für hirngeschädigte Patienten und Kostenträger sind in das Phasenmodell der neurologischen Rehabilitation eingebunden. In Deutschland werden sechs Phasen (A bis F) unterschieden. 

Phase A
Behandlung in einem Akutkrankenhaus, Diagnostik und Therapie erfolgen auf neurologischen Normal- oder Intensivstationen.

Phase B
Die Phase B ist eine Behandlungs- bzw. Rehabilitationsphase, in der noch intensivmedizinische Behandlungsmöglichkeiten vorgehalten werden müssen. Es handelt sich dabei um bewusstlose oder schwer bewusstseinsgestörte Patienten oder Patienten nach schweren neurologischen Erkrankungen mit erheblicher Selbst- und/oder Fremdgefährdung, Verwirrtheitszuständen oder anderen schweren psychischen Störungen.
Behandlungsziele sind die Verbesserung der Bewusstseinsstörung durch ein individuelles spezifisches Therapieangebot sowie eine frühe Therapie aller cerebralen Funktionsstörungen. 

Phase C
Die Intervention erfolgt jetzt bereits mit aktiver Mitarbeit des Patienten, bei noch hohem medizinischem und pflegerischem Aufwand. Nach dem Grundsatz "Rehabilitation geht vor Pflege" sollte hier das Ziel größtmöglicher Selbstständigkeit verfolgt werden, um eine dauerhafte Pflegebedürftigkeit möglichst zu vermeiden. Die Behandlung wird in der Regel von der gesetzlichen Krankenversicherung getragen, in selteneren Fällen (wenn berufliche Reintegration zu erwarten ist) vom Rentenversicherungsträger. 

Phase D
Besteht bei Patienten eine durchgängige Kooperationsfähigkeit und -bereitschaft und sind sie bei den Aktivitäten des täglichen Lebens, insbesondere im Bereich der Selbstversorgung selbstständig, so beginnt die Phase D.
Das Behandlungsziel in der Phase D ist die weitere Verbesserung von Funktionsausfällen mit dem Ziel einer Reintegration in das normale Leben außerhalb der Klinik. Dies soll erreicht werden durch Adaptation des Rehabilitationsplanes an den sozialen Kontext und durch die konsequente Weiterführung der störungsspezifischen Übungsbehandlung je nach Prognose und Belastbarkeit. Hinzu kommen ein situationsbezogenes Training und oftmals auch eine problemorientierte Psychotherapie. Patienten im erwerbsfähigen Alter sollen wieder in das Erwerbsleben integriert werden. 

Phase E
In dieser Phase wird eine teilstationäre (Tagesklinik) oder ambulante Weiterversorgung vorgehalten. Eingeschlossen ist auch die berufliche Rehabilitation. 

Phase F
Sollten trotz intensiver Bemühungen in Phase B und C keine ausreichenden Rehabilitationsfortschritte zu verzeichnen sein, ist eine längerfristig zustandserhaltende Pflege erforderlich, welche zu Hause (mit ambulanten Pflegediensten) oder in Pflegeheimen durchgeführt wird. 

AHB
Anschlussheilbehandlung, ist in Paragraf 40 des Sozialgesetzbuches geregelt; Unterschied zur Behandlung im Akutkrankenhaus; dient in erster Linie der Wiederherstellung der beruflichen, selbstversorgenden und sozialen Fähigkeiten.

Pneumonie

Infektion des Lungengewebes durch Bakterien, Pilze oder Viren. Es handelt sich hierbei um eine häufige Komplikation bei Bettlägerigkeit. Bei Patienten mit einer neurologischen Erkrankung kann eine Störung des Schluckaktes dazu führen, dass Speichel und Nahrungsreste in die Lunge gelangen und zu einer Lungenentzündung führen (Aspirationspneumonie).

PNF

Die Abkürzung PNF steht für: Propriozeptive Neuromuskuläre Fazilitation, und bedeutet das Zusammenspiel von Nerven und Muskulatur. Gemeint ist damit in der Physiologie die Reizbildung und -leitung im nervalen und muskulären System für ein sinnvolles Zusammenspiel aller Muskeln und Gelenke des Körpers. Die Methode wurde in den Jahren 1946 bis 1951 in Amerika von dem Neurophysiologen Dr. Kabat und der Physiotherapeutin Margaret Knott entwickelt. Diese aktive Methode besteht aus definierten Bewegungsmustern, orientiert an der normalen motorischen Entwicklung. 

Die Bewegungsmuster zeigen sich in Halte- (statisch) und Bewegungsfunktionen (dynamisch) unseres Körpers. Überwiegend sind sie für das nicht geübte Auge weniger auffällig, obwohl sie bei normaler Motorik immer vorhanden sind. Sie verlaufen dreidimensional und diagonal, da die Muskulatur spiralig angelegt ist. Mit diesen definierten Bewegungsmustern und bestimmten Techniken wird therapeutisch gearbeitet. Es werden Stimuli wie z.B. Druck, Zug, Dehnung und Widerstand, Extero- und Propriozeptoren ausgenutzt. ln einer festgelegten Art und Folge durchgeführt, kommt es zu den erwarteten Reaktionen im Sinne einer vermehrten Muskelkontraktion oder auch -entspannung (Anbahnung bzw. Erleichterung einer Bewegung). Ziele der Anwendung sind: Muskelspannung normalisieren (z.B. Spastizität herabsetzen oder schwache bzw. gelähmte Muskeln aktivieren), Fördern der motorischen Kontrolle, Fördern der Mobilität, Fördern der dynamischen Stabilität, Ausdauer, Kraft sowie Fördern der Geschicklichkeit und Koordination. 

Die Auswahl und Durchführung der Techniken richten sich immer nach der individuellen Situation des Patienten. Die Therapie erfasst den Menschen ganzheitlich und setzt immer bei seinen stärksten Körperabschnitten an, um gezielt die Schwächen im Sinne der motorisch normalen Funktionen zu erreichen. Auch psychologisch bedeutet dieser Therapieansatz, dass der Patient seine Stärken erspürt und positiv motiviert gezielte Aktivitäten aufbauen kann.

Postakutstadium

Nach einer Schädigung des Gehirnes lässt sich der weitere Verlauf in verschiedene Stadien aufteilen. Im Akutstadium steht der unmittelbare Krankheitsprozess mit z.B. Ödementwicklung und deren Behandlung im Vordergrund. Nach 1-2 Wochen stabilisiert sich in der Regel die akute Krankheit. Man spricht vom Postakutstadium. Idealerweise ist dies der Zeitpunkt, an dem die Rehabilitation beginnen sollte. Nach 3 Monaten werden die Chancen einer Besserung geringer, man spricht vom chronischen Stadium.

Posturomed

Ein wichtiges Ziel in der physiotherapeutischen Behandlung ist die Verbesserung der Koordinations- und Reaktionsfähigkeit. Diese Fähigkeiten sind für den Patienten von elementarer Bedeutung. 

1993 wurde auf der Fachmesse "medica" in Düsseldorf ein Hilfsmittel vorgestellt, welches für die entsprechende Therapie geeignet schien. Es handelte sich hierbei um einen an vier dynamischen Elementen aufgehängten Boden von 60 x 60 cm Größe. Dieser schwingfähige Boden soll den hierauf stehenden Patienten zur koordinativen Arbeit anregen. Auch einer Ermüdung der Haltemuskulatur soll durch die Dynamisierung des Stehens und eine Erhöhung des Reizes über die Fußsohle entgegengewirkt werden. 

Der Patient hat jeweils die Aufgabe, die durch externe Kraftwirkungen verschobene Schwingebene wieder in ihre Neutralstellung zurückzuziehen. Trotz der langhebeligen Kraftaufwendung über den Fuß kommt es selbst bei hochgradiger Knieinstabilität zu keiner belastenden Scherkraftwirkung im Kniegelenk, da es bei jeder gewählten Bewegungsrichtung zugleich auch zu einer Anspannung gegenzüglerischer Muskeln kommt. 

Vorteilhaft am Posturomed ist, dass der Patient sowohl teil- als auch vollbelastet üben kann. Neben einer Gewichtsübernahme durch die Gegenseite steht dem Patienten zusätzlich ein Sicherheitsgeländer zur Verfügung, an dem er sich mit den Armen stützen oder halten kann. Hierdurch ist man mit dem Gerät nicht örtlich gebunden, wie es beispielsweise der Fall wäre, wenn man zum Festhalten auf eine Sprossenwand oder ähnliches angewiesen wäre. Die unter dem Gerät angebrachten Transportrollen gestalten den Ortswechsel problemlos.

Progressive Muskelentspannung

Die Progressive Muskelentspannung ist ein leicht zu erlernendes Entspannungsverfahren, das zu einer Verbesserung der körperlichen Wahrnehmung führt. Durch gezielte Anspannung und Entspannung verschiedener Muskelgruppen im Körper ist es schon nach kurzer Einübung möglich, einen tiefen Entspannungszustand zu erreichen. 

Psychotherapeutische Beratung und Behandlung

Je nach Persönlichkeit, Art der Erkrankung und den bestehenden Behinderungen besteht die Therapie aus wenigen stützenden Gesprächen oder auch aus einer längerfristigen, systematischen, psychotherapeutischen Einzelintervention. Hierbei kommen Konzepte der Verhaltens- oder der Gesprächspsychotherapie zum Einsatz.

Psychovegetative Beschwerden

sind z. B.:

  • Unruhezustände 
  • Schlafstörungen 
  • muskuläre Verspannungen 
  • Spannungskopfschmerz 

Räumliche Wahrnehmungsstörungen

Betreffen räumliche Wahrnehmungsleistungen sowie motorisches Handeln und Orientierung im Raum. Je nach Schädigung zeigen Patienten mit einer räumlichen Wahrnehmungsstörung ein breites Spektrum klinischer Alltagsprobleme: Körperhygiene, Ankleiden, Transfers, Uhrzeit- und Messinstrumente ablesen, Richtungen erkennen, Wege lernen und wiedererkennen, Zeichnen, Pläne lesen u. v. m. Alltagsorientierte Therapieverfahren setzen den Schwerpunkt auf das Üben und Bewältigen problematischer Alltagssituationen, um die Selbstständigkeit der Patienten im Alltag zu verbessern.

Rückenschule

Physiotherapeuten haben eine Vielzahl von Übungen entwickelt, mit deren Hilfe die Muskulatur gestärkt und der Rücken wirkungsvoll unterstützt werden kann. Da es genügend Übungen gibt, kann sich jeder ein Programm mit seinen persönlichen Lieblingsübungen zusammenstellen. 

Sportliche Aktivität fördert nicht nur die Funktion von Bändern und Muskeln, sie trägt auch dazu bei, dass der Knochenstoffwechsel besser funktioniert. Knochenauf- und -abbau werden im Gleichgewicht gehalten. 

Die Bandscheibe lebt von der Bewegung. Bei Entlastung nimmt sie Flüssigkeit und Nährstoffe auf. Bei Belastung wird Flüssigkeit aus ihr herausgepresst und Schlackenstoffe werden abtransportiert. 

Richtig stehen, sitzen, liegen, bücken oder tragen - das müssen die meisten Menschen, die Ärger mit der Wirbelsäule haben, erst wieder lernen. Denn nur wenn wir uns rückengerecht, d. h. physiologisch bewegen, ist eine gleichmäßige Belastung auf die Bandscheiben gegeben.

Grundregeln für das Rückenschulprogramm:

  • Beginnen Sie immer sanft, und steigern Sie die Trainingsdauer und -intensität nur langsam.
  • Atmen Sie ruhig und gleichmäßig. Atmen Sie bei Anspannung aus und während der Entspannung ein.
  • Brechen Sie Übungen, die Ihnen Schmerzen bereiten, sofort ab.
  • Alle ausgesuchten Übungen sollten zwischen fünf- und zehnmal wiederholt werden.

Gute Übungsprogramme beginnen mit einer zehnminütigen Aufwärmphase, dann folgt eine ebenso lange Dehnphase. Am besten ist es, nicht zu viele verschiedene Übungen zu machen, sondern sich ein paar herauszusuchen, die Sie gut beherrschen.

Schädel-Hirn-Trauma

Verletzung des Schädels und des Gehirns. Man unterscheidet ein offenes und ein geschlossenes SHT, abhängig davon, ob es zu einer Verletzung der harten Hirnhaut gekommen ist oder nicht. Eine Schädigung des Gehirns kann durch verschiedene Faktoren bedingt sein. Beim Aufprall des Gehirns auf der Schädelinnenseite kann es zu einer Prellung (Kontusion) kommen. Weiterhin kann sich eine Hirnschwellung, Hirnblutung oder Infektion entwickeln. In Deutschland kommt es pro Jahr zu 300.000 SHT, wovon bei 5 % mit Langzeitfolgen zu rechnen ist.

Schlingentisch

Der Schlingentisch ist eine Gerätekonstruktion, in der ein Patient die Schwerelosigkeit am ganzen Körper oder an einzelnen Körperteilen erfahren kann. 

Dazu werden einzelne Körperteile mit Hilfe von speziellen Seilzügen und Schlingen aufgehängt. Die Seilzüge sind so konstruiert, dass sie höhenverstellbar sind und das daran hängende Gewicht des Körperteils beim Hochziehen halbieren. 

Therapie im Schlingentisch
Der Patient kann nach vorheriger Anleitung eigenständig aktiv üben, Muskeln können gedehnt, Gelenke trahiert oder entlastend gelagert werden.

Ziele der Schlingentischtherapie: 

  • Kräftigung gelähmter Muskeln bzw. Muskelgruppen in axialen Aufhängungen 
  • Traktion von Gelenken mit Gewichten oder Expandern 
  • Gezielte Therapie (Extension) der gesamten oder Teilen der Wirbelsäule 
  • Koordinationstraining 
  • Mobilisation von Gelenken 
  • Lagerung zur Entlastung oder Mobilisation von Gelenken und Muskeln 
  • Bewegungserleichterung: 
  • Der Patient kann unter Abnahme der Eigenschwere und ohne Reibungswiderstand Bewegungen leichter ausführen, die ihm aufgrund von Schmerzen und/oder Muskelschwächen sonst nicht möglich wären.

Schweizer, Neurotraining nach Verena Schweizer

Verena Schweizer arbeitete in den 70er-Jahren an der Klinik Valens (Schweiz) mit hirngeschädigten Patienten mit kognitiven Funktionsstörungen. Es fehlte damals an entsprechendem geeignetem Therapiematerial. Verena Schweizer entwickelte in Zusammenarbeit mit der Neuropsychologin Marlene Kohenof deshalb Therapiematerial, das dem Training gestörter Hirnfunktionen dient.
Das Neurotraining ist ein neuropsychologisch fundiertes, anspruchsvolles Therapieprogramm für Erwachsene, das seit Jahren erfolgreich zur Schulung geschädigter kognitiver Fähigkeiten (z.B. Konzentration/Aufmerksamkeit, Lernen und Gedächtnis, visuell-konstruktive Fähigkeiten, Planung, Lesesinnverständnis, sprachliche Ausdrucksfähigkeit) nach einer Hirnschädigung eingesetzt wird.

Sensibilitätsstörungen

Ein Beispiel für Sensibilität ist der Tastsinn. Er ist ungeheuer differenziert. Der Tastsinn zeigt uns nicht nur an, "dass da etwas ist", sondern erlaubt uns, die Art eines Reizes (Wasser? Sand?), seine Dauer und Intensität, die Lokalisation, die Temperatur und viele andere Eigenschaften wahrzunehmen. 

Die Reize werden durch Rezeptoren zur sensiblen Hirnrinde (Sinneszentren) vermittelt. Sensible Fähigkeiten werden eingeteilt in Oberflächen- und Tiefensensibilität sowie räumliche Wahrnehmung (Stereognosie) und Wahrnehmung von Berührung, Schmerz- und Temperaturreizen, sowie Druckempfinden.
Störungen der sensorischen Systeme können bei jeder neurologischen Erkrankung mehr oder weniger ausgeprägt auftreten. Sie sind häufig verbunden mit motorischen Defiziten, kommen aber auch isoliert vor. Sensibilitätsstörungen können die Lebensqualität von Betroffenen erheblich beeinträchtigen und zu schweren Verletzungen führen (Beispiel: Verbrühen aufgrund gestörter Temperaturempfindung). Die Therapie bei Sensibilitätsstörungen wird individuell und spezifisch an der Störung des Patienten aufgebaut.

Sensomotorik

Sensorische und motorische Systeme arbeiten beim gesunden Menschen zusammen. Wenn wir beispielsweise aus einem Glas Wasser trinken, dienen beispielsweise Druckrezeptoren und Tiefensensibilität dazu, das Glas mit der notwendigen Kraft zu halten und es weder fallenzulassen noch zu zerdrücken. Beim Trinken werden diese Leistungen mit Bewegungen (das Glas zum Mund führen, schlucken) kombiniert.
Nach neurologischen Schädigungen kann es zu Störungen im Zusammenspiel sensorischer und motorischer Systeme kommen. In der sensomotorisch-funktionellen Therapie wird die Schädigung im Hinblick auf die Funktion (Aktivität) beübt. Beispielsweise werden Arm und Hand behandelt, um anschließend aus einem Glas trinken zu können.

Sonographie

Bildliche Darstellung der inneren Organe (z.B. Leber, Bauchspeicheldrüse, Nieren, Gallenblase etc.) einschließlich Schilddrüse mit risikolosen Ultraschallwellen mit gegebenenfalls Erheben von krankhaften Befunden.

Spastik

Was ist Spastik?
Spastik ist ein häufiges Symptom bei Schädigungen des zentralen Nervensystems (Gehirn, Rückenmark) nach Schlaganfall oder Verletzungen. Es kommt zu einer Erhöhung der Ruhespannung der Muskulatur, so dass bestimmte Bewegungen nicht oder nur sehr schwer gegen den Widerstand der Spastik durchführbar sind. Dies führt im schlimmsten Fall zur Versteifung von Gelenken.

Wie kann Spastik behandelt werden?
Neben regelmäßiger Krankengymnastik kann der Einsatz von Medikamenten erwogen werden, die jedoch nicht selten Nebenwirkungen haben. Bei sehr schwerer und ausgedehnter Spastik kann über die Implantation von sogenannten Baclofen-Pumpen entschieden werden. Bei sehr fokaler Spastik (z. B. Beugespastik im Ellenbogen) hingegen kann der Einsatz von Botulinumtoxin bedacht werden). Dabei wird das Medikament in übermäsßig aktive Muskeln injiziert. Die Wirkung setzt erst nach etwa einer Woche ein und hält für etwa drei bis vier Monate an. Dann ist eine neue Behandlung erforderlich.
Bei fachgerechter Anwendung sind nur geringe Nebenwirkungen und eine nahezu vollständige Beschwerdefreiheit zu erwarten.

Wo kann ich noch mehr Informationen bekommen?
Informationen erhalten Sie bei Ihrem Neurologen oder im Internet unter https://www.dgn.org

Speicher-EKG

Auch: Langzeit-EKG: Aufzeichnung des EKG`s über eine längere Zeit, um Rhythmusstörungen zu erfassen, die nur gelegentlich auftreten und im normalen EKG nicht aufgezeichnet werden, z.B. auch Rhythmusstörungen während der Nacht oder bei körperlicher Anstrengung.

Sprechapraxie

Wie in Otto Waalkes berühmtem "Kleinhirn an Großhirn" gibt es auch beim Sprechen Arbeitsteilung im Gehirn. Manchmal zum Beispiel wissen wir genau, was wir sagen wollen und haben trotzdem Schwierigkeiten, es in normaler Geschwindigkeit zu tun, obwohl mit dem Mund doch alles in Ordnung ist. Dann verhaspeln wir uns bei "Der Papst hats Spätzlesb´steck z´spät b´stellt" und nennen das einen Zungenbrecher. Offenbar gibt es Zentren im Gehirn, die nur dafür zuständig sind, Worte und Sätze, die man sagen will, in eine Abfolge von Bewegungen umzusetzen. Zungenbrecher sind Folgen von Bewegungen, die so kompliziert oder selten sind, dass der "Autopilot" nicht ausreicht und wir auf "Handbetrieb" umschalten müssen. Meistens schaffen wir es dann.
Verursacht eine Hirnschädigung Probleme bei der räumlichen (z.B. wohin genau muss die Zunge?) oder zeitlichen (z.B. erst die Lippen spitzen und dann die Zunge an den Gaumen oder umgekehrt?) Programmierung von Sprechbewegungen, dann nennt man das Sprechapraxie. Für Sprechapraktiker ist sozusagen jedes Wort ein potentieller Zungenbrecher, wobei gilt: je länger, desto schwieriger. Die Patienten müssen dann genau überlegen und sprechen deshalb oft sehr viel langsamer oder wiederholen ein Wort in vielen Anläufen, bis es endlich klappt. Soll das Wort das nächste Mal ausgesprochen werden, kann es schon wieder schiefgehen. Viele Patienten bringt das zur Verzweiflung, weil sie oft genau hören, dass es nicht stimmt, wie sie sprechen, ohne zu wissen, was sie anders machen müssten. Bei ganz schweren Sprechapraxien scheinen die Patienten schlicht vergessen zu haben, wie auch ganz einfache Laute wie "a" oder "s" gehen. Sie können dann oft keinen Ton sagen. 

Sprechapraxien sind fast immer von Aphasien (Störungen beim Verstehen oder Finden von Wörtern) begleitet und es ist nicht immer einfach, beides auseinanderzuhalten. Schwere Sprechapraxien können eine Aphasie schwerer aussehen lassen, als sie in Wirklichkeit ist.
Bei der Behandlung von Sprechapraxien versucht man, Sprechbewegungen wieder zu automatisieren. Nur in ganz schweren Fällen werden dabei einzelne Laute (z.B. vor einem Spiegel) geübt. Man weiß heute, dass die grundlegenden Einheiten beim Sprechen nicht einzelne Laute, sondern Bewegungsabläufe sind, die Zunge, Lippen etc. miteinander ausführen (die sich bei "b´steck z´spät b´stellt" zum Beispiel sehr ähnlich sind). Bei der Behandlung versucht man, immer kompliziertere derartige Bewegungsabläufe zu vermitteln, das heißt zunächst, der bewussten Kontrolle des Patienten zu unterwerfen und später automatisch ablaufen zu lassen.

Sprachstörungen

In der Sprachtherapie wird oft zwischen Sprach- und Sprechstörungen unterschieden. Während man mit Sprachstörungen den gestörten Abruf und das gestörte Kombinieren von Lauten, Wörtern oder Sätzen aus Gedächtnisspeichern meint ("Aphasie"), meinen Sprechstörungen die gestörte Umsetzung dieser Elemente in lautes Sprechen. Dysarthrien und Sprechapraxien werden als Sprechstörungen bezeichnet. Sprach- und Sprechstörungen können auch gemeinsam auftreten.

Sprechstörungen

In der Sprachtherapie wird oft zwischen Sprach- und Sprechstörungen unterschieden. Während man mit Sprachstörungen den gestörten Abruf und das gestörte Kombinieren von Lauten, Wörtern oder Sätzen aus Gedächtnisspeichern meint ("Aphasie"), meinen Sprechstörungen die gestörte Umsetzung dieser Elemente in lautes Sprechen. Dysarthrien und Sprechapraxien werden als Sprechstörungen bezeichnet. Sprach- und Sprechstörungen können auch gemeinsam auftreten.

Teilhabe behinderter Menschen

Bei dem Begriff Teilhabe handelt es sich um eine durch das SGB IX geschaffene Bezeichnung, die den im Schwerbehindertengesetz verwendeten Begriff der Eingliederung abgelöst hat. Nach § 1 SGB IX erhalten behinderte oder von Behinderung bedrohte Menschen Leistungen nach dem SGB IX. Ziel ist es, die Selbstbestimmung und gleichberechtigte Teilhabe am Leben in der Gesellschaft zu fördern und Benachteiligungen zu vermeiden.

§ 5 SGB IX Leistungsgruppen

Die Leistungen zur Teilhabe werden erbracht als:

Leistungen zur medizinischen Rehabilitation, z. B. Krankenbehandlung und Rehabilitation, stufenweise Wiedereingliederung, Förderung der Selbsthilfe, Früherkennung und Frühförderung sowie Hilfsmittel
Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben, z. B. Arbeitsvermittlung, Trainingsmaßnahmen, Berufsvorbereitung, berufliche Anpassung und Weiterbildung, berufliche Ausbildung
Unterhaltssichernde und ergänzende Leistungen, z. B. ergänzende Leistungen zur medizinischen Rehabilitation und zur Teilhabe am Arbeitsleben, Leistungen zum Lebensunterhalt, Reisekosten, Haushaltshilfe
Leistungen zur Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft, z. B. Hilfsmittel, heilpädagogische Leistungen für Kinder, Hilfen bei der Beschaffung und Ausstattung einer Wohnung

§ 8 SGB IX Vorrang von Leistungen zur Teilhabe

Werden bei einem Rehabilitationsträger Sozialleistungen wegen oder unter Berücksichtigung einer Behinderung oder einer drohenden Behinderung beantragt oder erbracht, prüft dieser unabhängig von der Entscheidung über diese Leistungen, ob Leistungen zur Teilhabe voraussichtlich erfolgreich sind.

Leistungen zur Teilhabe haben Vorrang vor Rentenleistungen, die bei erfolgreichen Leistungen zur Teilhabe nicht oder voraussichtlich erst zu einem späteren Zeitpunkt zu erbringen wären. Dies gilt während des Bezuges einer Rente entsprechend.

Tracheostoma

Ein künstlicher Eingang in die Luftröhre unterhalb des Kehlkopfes, der auf unterschiedliche Arten angelegt werden kann.

Verständigung

Verständigung ist das Kernstück der Kommunikation, die wichtigste soziokognitive Entwicklung in der Menschheitsgeschichte; ein multimediales soziales Ereignis, das der Zusammenarbeit aller Gesprächspartner bedarf. Für die Qualität der Verständigung sind alle Gesprächspartner verantwortlich. Sich äußern und auch verstehen sind kooperative Aktivitäten, die darauf abzielen, vor Ort Bedeutungen und Sinn "auszuhandeln" um gemeinsames Wissen als Grundlage für alles weitere Handeln ("den nächsten Schritt") zu erarbeiten. Verständigung ist somit die zentrale Funktion von Sprache, auf die unsere therapeutischen Bemühungen gerichtet sind.

Verständigungstraining

Sprachliche Einschränkungen entziehen der Verständigung ihren sonst selbstverständlichen Boden, nämlich die Verfügung über die sprachlichen Ausdrucksmittel. Dadurch werden die Ausgangsbedingungen für jede Art von Gespräch gravierend verändert. Im Verständigungstraining soll für die Betroffenen erfahrbar gemacht werden, wie man mit und trotz der veränderten Ausgangsbedingungen mit Sprache, mit Stimme, mit Gestik, mit Zeichnen, "mit Händen und Füßen" Gespräche führen und Verständigung erreichen kann.

Videofluoroskopie

Videofluoroskopie ist eine in Seitenansicht durchgeführte Röntgenfilm-Untersuchung, die auf Speichermedien aufgezeichnet werden kann. Sie erlaubt die Beobachtung des Schluckprozesses in Echtzeit, während dem Patienten kontrollierte Mengen von Essen oder Trinken von verschiedenen Konsistenzen (Kontrastmittel, oder vermischt mit Kontrastmittel) verabreicht werden. Die Auswertung  von Videofluoroskopie erlaubt wertvolle Rückschlüsse auf Art und Charakter der Schluckstörung. Videofluoroskopie und Endoskopie sind zwei sich ergänzende Verfahren.